Neue Zeit der Ungewissheiten.

Vom 19. bis 21. Mai 2022 ging der achte Medien.Mittelpunkt im Ausseerland über die Bühne. Im Fokus standen die Ost-West-Beziehungen in Europa. 

Führende Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Medien wurden am Donnerstag ins Hotel Mondi am Grundlsee eingeladen, um die aktuellen Entwicklungen Europas zu beleuchten.

Den Start machte die ehemalige Außenministerin Österreichs Ursula Plassnik mit einem Impulsvortrag zur österreichischen Sicherheitspolitik und Neutralität. Es sei die Stunde der Fragen, nicht die Stunde der Antworten, so Plassnik. „Die österreichische Sicherheitspolitik schläft seit 24 Jahren", nun müsse Versäumtes aufgeholt werden. Die Neutralität sei vielleicht im Herzen der Österreicher verankert, aber „der Kopf sollte auch dabei sein", sagte Plassnik.

Die Neutralität Österreichs war auch im Gespräch mit EU- und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler am Freitag ein zentrales Thema. „Die Debatte wird verkürzt - es geht nicht nur um die beiden Fragen, ob wir neutral bleiben und ob wir der NATO beitreten", so Edtstadler. In der Kohlröserlhütte am Ödensee diskutierte sie mit Ivo Mijnssen von der NZZ auch die Zukunft der EU. „Die Situation am Westbalkan ist enorm fragil", sagte die Bundesministerin, darum sei es dringend notwendig, diese Länder an die EU heranzuführen.

Die Ukraine und Georgien drängen beide in die EU, aber ihr Beitritt liegt in weiter Ferne. Klar wurde beim Medien.Mittelpunkt Ausseerland, dass uns die beiden Länder auch durch Assoziierungsabkommen mit der EU näher rücken können. Denn, und das betonte der Historiker vom Harvard Ukrainian Research Institute Serhii Plokhy am Ende der Veranstaltung, ein Beitritt zur europäischen Union dauere mehr als 10 Jahre - und das sei noch optimistisch geschätzt. „Wo sonst sind Menschen bereit, unter der Flagge der europäischen Union zu sterben", bezog sich der Historiker auf den Kampf der Ukraine für westliche Werte.

Die georgische Botschafterin in Österreich Ketevan Tsikhelashvili sagte: „Wir haben das auch durchgemacht. Und wir leiden immer noch unter dem ungelösten Konflikt mit Russland." Putin werde niemals die Loyalität der Ukrainer gewinnen, ist sie sicher. Georgien und die Ukraine gehören zu Europa. „Wir wollen nicht zurück in die alte UdSSR."

Am Freitag konzentrierte sich der Medien.Mittelpunkt Ausseerland 2022 auf die Folgen des Ukrainekrieges in Europa und in Österreich. In der Kohlröserlhütte am Ödensee begann der Tag mit einer hochaktuellen Debatte zur Medienfreiheit, mit Schwerpunkt auf die aktuelle Situation in Osteuropa. Das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Journalismus fehle. So geht es auch um höhere Zahlen von ermordeten Journalist:innen als demokratiegefährdende Tendenz. „Wenn wir das Vertrauen in Medien stärken wollen, müssen wir zuerst die Demokratie stärken", zeigte Politologin Mirjana Tomic den Lösungsweg aus der Problematik auf. Diese Stärkung müsse bei der Bildung beginnen. „Es bräuchte dringend mehr Medienerziehung, damit die Bedeutung von journalistischer Arbeit wieder klar werde", so die Schlussfolgerung aller Expert:innen aus der Diskussion.

Das zweite wichtige Thema war der Energiewandel und die Abhängigkeit von russischem Gas. "Die Probleme liegen auf dem Tisch, doch die Wege daraus sind komplex", waren sich Michael Strugl (Verbundchef), Wolfgang Hesoun (Chef von Siemens Österreich) und Marie-Theres Thiell (Energieexpertin) einig. Einer dieser Wege könnte die zukünftige Energieversorgung durch Wasserstoff sein. Aktuell jedoch noch Zukunftsmusik, der Rohstoff sei derzeit einfach zu teuer. "Kurzfristig muss die Krise mit der Nutzung fossiler Energieträger bewältigt werden", so Verbundschef Strugl.

Im Anschluss wurde ein Blick auf den österreichischen Arbeitsmarkt geworfen. Dieser hat sich in den vergangen Jahren auf Arbeitskräfte aus dem Osten Europas verlassen. Man müsse neue Wege gehen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Besonders die Rekrutierung von bisher hinten angestellten Gruppen wie Frauen, Menschen mit Beeinträchtigungen und Menschen über 50 Jahren müsse gefördert werden. „Wir müssen beginnen in neuen Teichen zu fischen", sagte Josef Buttinger von Hill International.

Die verschiedenen Perspektiven der Teilnehmer:innen am Medien.Mittelpunkt Ausseerland ließen nur einen Schluss zu: Wir leben in einer neuen Zeit der Ungewissheiten.

AutorIn: Klawonn, Weinhandl, Medienakademie
Kategorie:
Datum: 21.05.2022

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