Freie Medien sind wichtig, aber weiß das auch jeder?.

Beim „Medien.Mittelpunkt.Ausseerland“ ging es mit hochrangigen Expert:Innen um den Stellenwert von unabhängigen Medien.

Mirjana Tomic, Politologin und Lektorin am „forum für journalismus und medien" in Wien, sagte: „Wenn wir das Vertrauen in Medien stärken wollen, müssen wir zuerst die Demokratie stärken!" Sie habe etwa in Dänemark festgestellt, dass dort die Bürger:innen den Medien ein hohes Maß an Vertrauen entgegenbrächten. Da habe man im Norden etwas richtig gemacht.

Susanne Glass (Bayerischer Rundfunk) leitete viele Jahre lang des ARD-Büro in Wien und war neben Österreich auch für Osteuropa zuständig. Zuletzt war sie 6 Jahre lang Korrespondentin in Israel und den Palästinensergebieten. „Mir hat in den ganzen Jahren niemand vorgeschrieben, was ich sagen darf und was nicht." Was sie erschüttere, sei aber der Umstand, dass viele Bürger:innen nicht wüssten, wie Journalist:innen arbeiten würden und wie ihre Arbeit wirklich funktioniere. Journalismus müsse wieder klar unterscheidbar werden von Influencern, Social Media und anderen Internet-Foren.

Besonders irritierend sei aber, dass Politiker:innen den Journalismus diskreditierten. „Ich finde es unerträglich, dass uns Politiker:innen sagen, wir wären unfähig, die komplexen Inhalte von Politik darzustellen und zu erklären. Das ist einfach unwahr." Und dann gingen Parteien her und machten ihre eigenen Medienkanäle auf, wo sie nicht kritisch gefragt werden würden. Das sei aber dann auch kein Journalismus.

Glass war jedoch auch durchaus selbstkritisch. Medien würden sich oft selbst zensieren. Wenn Redaktionen personell ausgedünnt seien, dann würden sie sich gar nicht mehr über kontroversere Themen drübertrauen, weil sie wüssten, "da kommt ein Shitstorm auf Social Media auf sie zu. Den könne man dann gar nicht bewältigen. Und deshalb mache man das Thema erst gar nicht.

Matthias Settele ist Chef des größten Privatsenders in der Slowakei, TV Markiza und beklagte das schwindende Vertrauen in Medien generell. In der Slowakei gäbe es in den ländlichen Regionen viele Bürger:innen, die auf die Sozialisten und den Pfarrer hören würden. „Die erreichen wir nicht." Doch die Ermordung des jungen Journalisten Jan Kuciak habe viel aufgerüttelt in dem österreichischen Nachbarland. Der Einfluss von Oligarchen auf die Politik sei nach wie vor groß. „Das Umfeld ist schwierig, aber es gibt unabhängige Medien", sagte Settele. Und die Mörder von Jan Kuciak säßen hinter Gittern.

Szabolcs Vörös, Journalist aus Ungarn für Válasz Online, eines der letzten freien Medien in Ungarn, erzählte, dass Premier Viktor Orban die Medienpolitik in dem Land über 12 Jahre sehr schlau in seinem illiberalen Sinne gesteuert habe. Angesprochen auf die Wahlen in Ungarn sagte Szabalocs: „Die Wahlen waren frei, aber nicht fair!" Und viele Ungarn wüssten gar nicht, wie wichtig freie und unabhängige Medien seien. Hier war sich der ungarische Journalist mit den anderen am Podium einig: Es bräuchte dringend mehr Medienerziehung, damit die Bedeutung von journalistischer Arbeit wieder klar werde.

AutorIn: Brigitte Handlos, Medienakademie
Kategorie: Blog
Datum: 20.05.2022

Anschrift

Tourismusverband Ausseerland-Salzkammergut
Bahnhofstraße 132
8990 Bad Aussee
+43 3622 54040 0

Ausseerland

Heimat großer Künstler, alter Traditionen und wunderbarer Naturlandschaften: Das Ausseerland-Salzkammergut ist nicht umsonst ein beliebtes Urlaubsreiseziel. mehr dazu

Medienmittelpunkt Ausseerland
DatenschutzImpressumMedienakademie

powered by webEdition CMS