EU Kommissar Hahn: Europa neigt zur Selbstverzwergung.

Das Gespräch zwischen EU-Budgetkommissar Johannes Hahn und dem langjährigen Außenpolitikjournalisten Hans-Peter Siebenhaar beim 7. Medien.Mittelpunkt gleicht einer gedanklichen Weltreise. „Wir sind absolut auf Augenhöhe mit den USA und China“, so Hahn. Aber auch Afrika und der Balkan waren Thema. Ein Dialog über Weltpolitikfähigkeit.

„Ein Amerikaner wächst mit dem Bewusstsein auf, Amerika zu vertreten. Ein Europäer muss das erst lernen." Der langjährige EU-Kommissar Johannes Hahn stellt gleich zu Beginn des einstündigen Interviews fest, dass EU-Vertreter*innen oft zuerst an ihre eigenen Nationalstaaten denken. Dadurch mache die Union sich kleiner, als sie sei: „Wir Europäer neigen zu einer Art Selbstverzwergung, dabei sind wir absolut auf Augenhöhe mit den USA und China."

Die Beziehung zu den USA stufte er trotz des Präsidentenwechsels kritisch ein. Nach vier Jahren Donald Trump könne man zwar wieder durchatmen, aber auch der neue US-Präsident Biden verfolge die Strategie „America First" – nur etwas eleganter. Der EU-Kommissar plädierte für mehr multilaterale Zusammenarbeit: „Wir müssen ähnlich denken wie die USA. Wirtschaftlich sind wir zwar stark, aber militärisch nicht. Hier müssen wir auf eine gemeinsame Strategie hinarbeiten."

Kritische Distanz zu China

China sei für Hahn Partner, Mitbewerber und systemischer Rivale in einem. „Wir haben uns in der Vergangenheit zu sehr vom chinesischen Narrativ, nur an Geschäften interessiert zu sein, einwicklen lassen", urteilte Hahn. Kritik übte er außerdem an der geopolitischen Strategie Chinas, ärmere Länder mit Krediten von sich abhängig zu machen und die Vergabe an politische Bedingungen zu knüpfen, wie es aktuell unter anderem am Balkan auch passiert.

Deshalb sieht Hahn Österreich in der Pflicht, sich für einen EU-Beitritt der Westbalkanländer einzusetzen. Daran führe seiner Meinung nach, kein Weg vorbei: „Das Jahr 1989 ist nur vollendet, wenn diese Länder Teil der EU sind. Die Menschen dort haben sich die damit verbundenen Lebensmöglichkeiten verdient." Gerade mit Nordmazedonien könnten die Beitrittsverhandlungen schnell vorangehen, wenn sie starten.

Afrika als Herausforderung der Zukunft

In den nächsten Jahrzehnten wird sich die EU laut Hahn außerdem verstärkt mit Afrika auseinandersetzen müssen – schon allein wegen der demographischen Entwicklung vor Ort. Er rechnet bis Mitte des Jahrhunderts mit einer Verdoppelung der afrikanischen Bevölkerung. Europa habe hier den Vorteil, nicht kollektiv als ehemalige Kolonialmacht wahrgenommen zu werden: „Die afrikanischen Staaten sehen uns nicht als Bedrohung." Die EU solle Afrika als Partner begreifen und nicht in alter Entwicklungspolitik verharren.

AutorIn: Medienakademie
Kategorie: Artikel
Datum: 11.06.2021

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